HD, 4`40, 2013
Video Performance


A blank canvas is placed afield. The artist starts painting with a tall brush revealing an expressive ductus. The colour transforms the canvas into a very specific landscape painting: the landscape behind the canvas becomes visible. The more colour covers the canvas the more the painting becomes invisible.
The video investigates the role of the painter and the process of painting: Despite the autonomy of the artwork the Kantian terms such as “Werk, Original, Genie” are still connected to the image of the painting artist. The observer can watch the development of a painting (Werk), a process which is normally kept a secret. Over the course of time it becomes obvious that the emerging art work disappears. The act of creation transforms the painting into an invisible object, neither exists an “Original” nor exists a “Werk” anymore. Even the artist went away.

Video Performance HD, 2`10, 2013
Eine Landschaftsmalerei


Im Video „PLEIN AIR“ spannt Johanna Reich den Bogen von der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts zur kontemporären digitalen Parallelwelt und untersuche die Rolle des Mythos Malerei. In welchem Verhältnis können analoge Malerei und digitale Bildbearbeitung ineinandergreifen und zugleich der auratisierende Akt des Kunstschaffens entmystifiziert werden? Trotz der Autonomie des Kunstwerks verbindet man die kantschen Begriffe wie „Werk, Original oder Genie“ immer noch – und vor allem – mit dem Bild des malenden Künstlers.
Eine leere Leinwand steht im Freien. Die Künstlerin malt mit dem Pinsel und expressivem Gestus eine Landschaft auf die Leinwand. Dort, wo die Farbe auf die Leinwand trifft, gibt sie die Sicht frei auf den realen Hintergrund, die Landschaft, die hinter der Leinwand existiert. Die mit malerischem Duktus gemalte parallele Wirklichkeit scheint hier auf irritierende Weise exakt die Wirklichkeit abzubilden. Der Betrachter scheint dem normalerweise im Geheimen stattfindenden Schaffensprozess des Künstlers beiwohnen zu dürfen, doch im Verlauf des Videos stellt sich heraus, dass der Akt des Malens eine digitale Manipulation (eine komplexe Bildbearbeitung durch ein Chroma-Key-Verfahren) in sich birgt, deren Ausarbeitungsprozess dem Betrachter verborgen bleibt. Übrig bleibt ein Bild einer nicht sichtbaren Malerei, ein Werk, das als Videobild tausendfach vervielfältigt werden kann, ein Original, das unsichtbar geworden ist und das Genie, das aus dem Bild verschwunden ist.

Die Gattung der Lanschaftsmalerei bot schon im Mittelalter den Blick auf konstruierte Ideallanschaften wie z.B. bei dem berühmten „Genter Altar“ von Jan van Eyck, dessen Figuren in eine paradiesisch-vollkommene Landschaft eingebettet waren. Neben den topographisch genauen Darstellungen des 18. Jahrhunderts entstanden immer wieder Landschaftsbilder, die aus einer Kombination von realen und erfundenen idealen Landschaften zusammengesetzt wurden. Eine Einheit zwischen Mensch und Natur bzw. Ideallandschaft bestand noch bis ins Ende des 19. Jahrhunderts, was sich vor allem in den Bilder der Romantik zeigte. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts jedoch sprengten die Erkenntnisse derWissenschaft diese Einheit. Ariane Grigoteit schreibt in „Landschaften eines Jahrhunderts aus der Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt a. M. 1999, S.39: „Das Landschafts-Motiv zerfiel in äußere Erscheinung und innereWirkkräfte.Weder neue Ingenieurleistung,Wissenschaftserkenntnisse oder der Blick auf die individuelle innere Natur vermochten Erklärungen für die natürliche Existenz zu liefern. So wuchs die Entfremdung zwischen Mensch und Natur wie die Angst vor dem Ende der Natur […] Landschaft stand in den unterschiedlichsten, individuellen Modellen zur Disposition.“ Kontemporär ist diese Haltung immer weiter verfeinert worden; digitale Parallelwelten zur realen Welt sind entstanden, die Abbildung der Erde in Google Street View oder das Straßennetz eines Navis scheinen wirklicher als die Realität und digitale Landschaften könnten weiter bestehen, wenn die Natur vom Menschen zerstört worden ist. Und immer wieder stellt sich die Frage nach der Wirklichkeit: Welche Bilder werden für unsere Gesellschaft und unser soziales Gefüge entworfen, welche verankern sich im globalen Gedächtnis?