THE IDEA OF LANDSCAPE
Acrylic Paint, Canvas, LED lights, Haiku, 2021-2022
Der Arbeitszyklus „The idea of landscape“ zeigt Leinwände aus Naturleinen, die mit wenigen Farbspuren bedeckt sind; hinter den Farbspuren leuchten in pulsierenden Rhythmus Worte aus Licht. Mensch und Auswirkung der Maschine verschmelzen miteinander: als Grundlage der Arbeiten dienen von einer KI generierte Haikus über die Veränderung der Natur durch den Menschen. Dazu hinterlässt die Künstlerin in einer menschlichen Geste der Flüchtigkeit eine Farbspur, die der Idee einer Landschaft nachspührt. Die durch die KI (oder genauer gesagt: die durch Machine Leanrning) generierten Gedichten enstammen einem Akt ohne Bewußtsein, die abstrakten Malereien basieren auf einer unbewußten Handlung. Gilt Roland Barthes Idee vom Tod des Autors auch für die algorithmusbasierte Autorenschaft? Und wie lesen wir das Zusammenspiel von menschlicher Spur und maschineller Poesie?
Das automatisierte Haiku kann als aktuelle Weiterführung der französischen OuLiPo-Bewegung (L‘Ouvroir de Littérature Potentielle) gesehen werden, die in den 1960er Jahren nach neuen Strukturen und Mustern in der Literatur suchte. Gedichte zu schreiben scheint uns als zutiefst menschliche Fähigkeit, ein K.I. erzeugtes Gedicht stellt die Frage nach der Grenze zwischen Mensch und Algorithmus. Dient die K.I. nur als Werkzeug? Längst können wir nicht mehr zwischen von Menschenhand-geschriebenen oder algorithmusbasierten Gedichten unterscheiden. Ist ihr Schaffen vor diesem Hintergrund eine kreative Setzung oder erst dann, wenn die K.I. aus eigenem Antrieb und Bewußtsein ein Gedicht schreiben will?

Bei näherer Betrachtung haben die unbewusste menschliche Geste und die menschliche Reaktion auf den Klimawandel viel gemeinsam: Wie sehen wir uns mit dieser Erde verbunden? Wie sehen wir die Landschaft, die uns umgibt? Mit Unmengen von Daten versuchen wir, über den Klimawandel nachzudenken und eine künstliche Distanz zwischen uns und der Natur, die uns umgibt – dem ökologischen Wandel – zu schaffen.



The work cycle „The idea of landscape“ shows canvases of natural linen covered with a few traces of paint; behind the traces of paint words of light shine in pulsating rhythm. Human and machine impact merge: the human gesture of ephemerality leaves a trail of paint tracing the idea of landscape – with the desire to create a non-painting that serves as the basis for an AI-generated haiku about global warming. The automated haiku is intended as a current continuation of the French OuLiPo movement (L’Ouvroir de Littérature Potentielle), which sought new structures and patterns in literature in the 1960s. Writing poetry seems to us to be a profoundly human ability; an A.I. generated poem poses the question of the boundary between human and algorithm. Does the A.I. serve only as a tool, or is there a point at which its creative quality is indistinguishable from that of a human being? Is its creation already a creative setting or only when the A.I. wants to do this of its own accord?
Upon closer examination, the unconscious human gesture and the human response to climate change have much in common: How do we see ourselves connected to this earth? How do we see the landscape that surrounds us? With reams of data, we try to think about climate change and create an artificial distance between us and the nature that surrounds us – ecological change.


Johanna Reich | Insights
Gain exclusive insights into the practice of Johanna Reich.
We talked to the artist during her solo exhibition at our gallery in January 2022.
Video © Tillmann Zizka
Sponsored by the Deutscher Verband für Archäologie, Neustart Kultur and the Bundesregierung für Kultur und Medien.