„Ceci est la couleur des mes rêves“

Installation, Aquarell, Searchbots, LED Laufschrift, 2021 im Rahmen von LOST PLACES

2018 mussten mehr als 11 000 Läden bundesweit schließen. Eine Prognose bildet ab, dass bis 2025 wohl 45 000 weitere Einzelhandelsgeschäfte aufgeben werden, die Covid 19 Pandemie wird diesen Vorgang beschleunigen. Gerade Shoppingmalls werden zu einer gigantischen Problemarchitektur werden, da diese Modelle des stationären Handels längst vom Onlinehandel überholt werden und wurden.
Die amerikanische Architekturkritikerin Jane Jacobs benennt schon in den 1960er Jahren die “walkable city” als Grundlage für gesunde und attraktive Städte: es braucht eine vielfältige und lebendige Mischung aus Gastronomie, Handwerk, Gewerbe, Kultur und Wohnen – und die “fußläufige” Verbindung vom Haus zur Straße. Wie können nun Monostrukturen aufgebrochen werden? Wie kann man die Stadt in ihren Strukturen neu denken?

MINDMAP DES ZUFALLS

Johanna Reichs Arbeiten beschäftigen sich mit der kommunizierenden Wechselbeziehung des Menschen zur Technik und seiner umgebenden Welt. Um die Zukunft anzuvisieren sind sie vielmals mit dem Blick auf die Vergangenheit insbesondere die Kunstgeschichte verknüpft. Um Neues zu denken, brauchen wir das Unvorhersehbare – das Zufällige. Eine der Kunstrichtungen, die sich am stärksten mit dem Zufall auseinandersetzt, ist der Surrealismus. Die leerstehenden ehemaligen Räume der Woolworth-Filiale verwandelt Johanna Reich in eine Mindmap des Zufalls. Sie nutzt dazu Algorithmen, um einen neuen Blick auf die City C und Fragen nach der Beziehung von Stadt und Mensch zu generieren.
Um der Google Filterbubble zu entgehen, durchsucht Johanna Reich mit Hilfe eines eigens programmierten Web-Crawlers (Searchbot) das World Wide Web nach den am häufigsten gebrauchten Wörtern zur Städteplanung und strukturellem Wandel. Die gefundenen Worte und Fragen, schickt sie per Laufschrift in zufälliger Reihenfolge in den öffentlichen Raum: Die Fensterfront der ehemaligen Woolworth-Filiale zeigt die Fotografie einer blauen Malerei auf weißem Grund. Sie ist angelehnt an die surrealistische Malerei von Joan Miró: Unter einen blauen Farbfleck schrieb Miró den Satz „Ceci est la couleur des mes rêves“ – „dies ist die Farbe meiner Träume“. Bei Johanna Reich sind hinter der Foto-Malerei LED-Laufbänder in unterschiedlicher Höhe befestigt, sie bilden einen pulsierenden Kontrast zur sinnlichen Oberfläche und speisen unablässig Gedanken in den öffentlichen Raum.

LOST PLACES, CITY C, Kunstverein Leverkusen und Bayer Kultur

„Ceci est la couleur des mes rêves“

More than 11,000 stores nationwide were forced to close in 2018. One forecast maps that 45,000 more retail stores will probably go out of business by 2025, and the Covid 19 pandemic will accelerate this process. Shopping malls in particular will become a gigantic problem architecture, as these models of brick-and-mortar retail are and have long been overtaken by online retail.
As early as the 1960s, the American architecture critic Jane Jacobs named the „walkable city“ as the basis for healthy and attractive cities: what is needed is a diverse and lively mix of gastronomy, crafts, commerce, culture and housing – and the „pedestrian“ connection from the house to the street. How can monostructures now be broken up? How can the city be rethought in its structures?

MINDMAP OF CHANCE
To think new things, we need the unpredictable – the random. Johanna Reich transforms the vacant former space of the Wooworth branch into a mindmap of chance, while using algorithms to generate a new look at City C in Leverkusen and questions about the relationship between the city and people:
With the help of an automated web crawler (a so-called searchbot), Johanna Reich scours the World Wide Web for the most commonly used words on urban planning and structural change. The artist sends the found words and questions via ticker in random order into the public space: The window front of the former Woolworth store shows a cloud-like painting on a blue shimmering foil. Behind the foil, the writings pulsate in contrast to the painting, incessantly feeding thoughts into the public space.