FACE DETECTION

video performance, 5 forms of clay, 2018

Johanna Reich is clearly in tune with the present, on the one hand working deeply in the digital zeitgeist and rooted in its imagery, and on the other always questioning our illusory world as she incorporates analog elements and traditional techniques into her works. Starting out in painting, she also operates in the areas of film, photography, sculpture, performance and the public space.

FACE DETECTION

Johanna Reich arbeitet am Puls unserer Zeit – einerseits tief im digitalen Zeitgeist und dessen Bildsprache verhaftet, anderseits diese Scheinwelt stets hinterfragend, analoge Elemente und klassische Techniken in ihre Werke einbauend. Ursprünglich kommt sie aus der Malerei, bewegt sich aber ebenso in den Gebieten Film, Fotografie, Skulptur, Performance sowie im öffentlichen Raum. Thematisch dreht sich ihr Werk um An- und Abwesenheit, Dematerialisierung und Verschwinden, Sichtbares und Unsichtbares. Wer sind wir und was prägt unsere Identität? Was hinterlassen wir an dem Ort, an dem wir leben?
In den drei in der Ausstellung gezeigten Werken spielt der schöpferische Moment eine wichtige Rolle. In dem Video „Face Detection“ (2018) erzählt die Künstlerin moderne Mythen: Auf einem Smartphone-Display sehen wir durch die eingeschaltete Kamera zwei Hände, die einen Klumpen Ton formen. Zuerst entstehen ein Gesicht, dann zwei Augenhöhlen, Nase, Mund und Kinn – nach 90 Sekunden erscheint ein Rahmen auf dem Display und die digitale Gesichtserkennung identifiziert die Tonform als etwas Menschliches. Wie in antiken Schöpfungsmythen wird der Mensch aus Ton geformt – ein archaisches Modellieren im digitalen Zeitalter. Wann wird man im Prozess der Formgebung zum Menschen? Ist nur Mensch, wen die Maschine als solchen erkennt? Die Grenzen zwischen Realität und Abbild verschwimmen, die digitale Bilderzeugung, ihre Manipulation und Transformation rücken in den Mittelpunkt.


Eva Wolpers, Katalogauszug „Spurensuche“, MARTa Herford, 2019