A Fleeting Glimpse – Street
Videoperformance, die aleatorische Kamera, DV PAL, 4:3, 5:15 min, 2009
„Die bis heute herrschende Behauptung, es wäre verhängnisvoll, die Kunst zu zerlegen, da dieses Zerlegen unvermeidlich zum Tod der Kunst führen müsste, stammt aus der unwissenden Unterschätzung der bloßgelegten Elemente und ihrer Kräfte.“
(Wassily Kandinsky in „Punkt und Linie zu Fläche“, Bauhausbücher 9, 1926)
Eine Kamera filmt die Umgebung während die Künstlerin die auf dem Boden liegende Kamera eine Straße entlanggekickt. Jeder Tritt gegen die laufende Videokamera generiert neue Bilder einer Stadt. Ein zufälliges Portrait der Umgebung entsteht, das sich zwischen unbewegten Bildern und Angriffen auf den Apparat und dem damit verbundenen Zusammenbruch der Bilder abwechselt.
Die Film- und Performancekünstlerin Johanna Reich forscht zu verschiedenen Formen der Bildgestaltung, vor allem im Medium des Bewegtbildes. Ein wichtiges Element der Arbeiten ist ihr performatives Agieren vor der Kamera. In ihrer Serie „a fleeting glimpse„ setzt Johanna Reich ihre Auseinandersetzung mit dem bewegten Bild auf andere Weise fort; ihre Faszination für den Apparat Kamera spielt dabei keine unwesentliche Rolle: In der Arbeit „a fleeting glimpse – street“ kann man beobachten, wie sie eine auf dem Boden liegende Kamera immer wieder attackiert, sie tritt, so dass sie weiter und weiter einen Straßenzug geschossen wird. Zwischen den bewegten, flüchtigen Sequenzen gibt es Standbilder der städtischen Umgebung und Johanna Reich selbst im Anlauf, auf den ein weiterer aggressiver Tritt folgt. Endlos scheinen sich die unselektierten Bilder aneinander zu reihen. Eine gewisse Wut auf das Medium, den kinematografischen Apparat, die Bilderflut, lässt sich kaum leugnen. Die Kamera ist nicht mehr der unantastbare, ausführende Teil einer Inszenierung, sondern findet sich in einer passiven Opferrolle wieder, in die dadurch auch der Betrachter versetzt wird. Auch ihr Interesse an klassischen Kompositionen ist in ihren neuen Arbeiten nicht geringer geworden, immer wieder scheinen Motive aus der Landschaftsmalerei aufzublitzen.
The research of the film and performance artist Johanna Reich is for various forms of image making, primarily within the medium of film. An important element of the works is her performative acting in front of the camera. Johanna Reich continues her investigation of the „moving image“ in a different way in her series „a fleeting glimpse – street“; her fascination with the camera as an apparatus plays no insignificant role here: in the work „a fleeting glimpse – green“ one can observe how she repeatedly attacks a camera lying on the floor, kicks it so that it is shot further and further. In between the moving, ephemeral sequences, there are still frames of the surroundings, and Reich herself in a run-up, which is followed by another aggressive kick. Endlessly, the unselected images seem to string together. A certain anger at the medium, the cinematographic apparatus, the flood of images, can hardly be denied. The camera is no longer the untouchable, executing part of a production, but finds itself in a passive victim role, into which the viewer is also placed as a result. Her interest in classical compositions is not diminished in her new works either; motifs from landscape painting seem to flash up again and again.